Grundwassser im Nordbezirk

Heute habe ich mich in der Westdeutschen Zeitung zu dem Thema Grundwasser im Nordbezirk geäußert.

Die vergangen drei Jahre habe ich mich als Bezirksvorsteher in Krefeld Nord mit dem Thea beschäftigt und versucht einen Schritt weiterzukommen. Das Ganze ist aber bei weitem nicht so einfach, wie es bisweilen dargestellt wird. Da der WZ-Artikel ein + -Artikel ist, möchte ich hier nochmal offen für alle Interessierten das Thema zusammenfassen.

  1. Die Abschaltung der Pumpen kam nicht unerwartet und aus heiterem Himmel. Die Abschaltung ist mindestens seit 2020 in der öffentlichen Diskussion, zuvor hat sich aber auch schon eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung der Interessensgemeinschaft Trockene Keller und Anwohner*innen mit dem Thema beschäftigt und auch dort wurde sehr frühzeitig diskutiert, dass die Pumpen der LEG abgeschaltet werden.
  2. Die Anwohner möchten die Pumpen weiter betreiben und haben die finanziellen Mittel. Das ist korrekt, es gibt eine Gruppe von Menschen in dem betroffenen Gebiet, die Gelder zusammengelegt haben für den Betrieb der Pumpen für ein Jahr. Es wurde mir in meiner Zeit als Bezirksvorsteher aber weder ein Konzept einer zu gründenden Pumpengemeinschaft vorgelegt, noch gibt es Klarheit dazu, wie Kosten auf alle betroffenen Anwohner*innen umgelegt werden soll. Denn nicht alle Anlieger*innen wollen sich an einer Pumpengemeinschaft finanziell beteiligen, auch wenn die Pumpe ihre Keller mit trocken halten würde. Darüber hinaus ist unklar, wie bei 20 Jahre alten Pumpen Kosten für ggf. einen Austausch gedeckt werden sollen
  3. Die Pumpen halten den Norden trocken. Das ist eine sehr generelle Aussage, die so nicht stimmt. Die LEG Anlage wurde errichtet, um Bauschäden an Häusern am Rislerdyk sanieren zu können. Die Dimensionierung der technischen Anlage betrifft primär dieses Gebiet. Für eine Absenkung des Grundwasserspiegels im gesamten Dykgebiet oder Nordbezirk, wie von der IG Trockene Keller oftmals behauptet, kann nicht ausgegangen werden. (Auch diese Information wurde mit Fachleuten in der o.a. Arbeitsgruppe erläutert)
  4. Es muss eine große Lösung her. Der Ansatz ist aus meiner Sicht komplett nicht zielführend. Daran haben sich mehrere Jahre bis 2020 schon einige versucht (unter anderem o.a. AG). Grundwasser in Kellern im Dyk-Gebiet (einer ehemaligen Sumpflandschaft am Rande des Hülser Bruchs) erklärt sich schon fast aus den Namen der Straßen und Gebiete. Zur Entwässerung sind daher jahrhundertealte Gräben, die Kanalisation und auch die Bauart der Häuser nur einige zu nennende Bausteine. Das alles in einen Topf zu werfen und dann das Problem mit Wasser (Feuchtigkeit doer auch Pfützen) zu überschreiben wird immer eine unlösbare Gemengelage hervorrufen, die am Ende einen Betrieb von Pumpen durch die Stadtgesellschaft für diese Häuser bedeutet.
  5. Die Politik lässt die Anwohner*innen im Stich. Mit Nichten, in meinen 3 Jahren als Bezirksvorsteher habe ich einige Anläufe unternommen, einen Lösungspfad zu beschreiten. Eine Anwohnergruppe brachte dieses Vorhaben aber immer wieder zum Erliegen, weil von dieser Gruppe regelmäßig neune Verantwortlichkeiten in der Stadtverwaltung und Politik angesprochen wurden. Mal waren es Dezernenten, mal der Kommunalbetrieb und mal der Oberbürgermeister persönlich. Aus sicht eines Bezirksvorstehers ein aussichtsloses Unterfangen, wenn wir als Bezirk uns nicht einig sind, bei einem so großen Thema was zu erreichen.

Meine Strategie ist, das große Thema in kleine, überschaubare und lösbare Pakete aufzuteilen. Das klärt Verantwortlichkeiten und lässt uns auch zielgerichtet arbeiten. Und natürlich ist der erste Baustein die Farage „Was kann ich an meinem Haus direkt unternehmen?“. Die viel geforderte Eigenverantwortung, das nicht reinreden lassen in das Private von Politik und Verwaltung wird hier erfüllt. Dazu findet am 17. Januar eine Onlineveranstaltung statt. Einzelne Akteure rufen derzeit zum Boykott dieser Veranstaltung auf, was ich nicht verstehen kann, denn gelichzeitig wird nach großflächigem Abpumpen des Grundwassers durch die Allgemeinheit (denn nicht anderes ist die Forderung die Stadtverwaltung müsse die Pumpen wieder in Betrieb nehmen) gerufen. Jede*r Interessierte kann sich zu der Onlineveranstaltung über die Mailadresse [email protected] anmelden.

Der nächste Schritt wird sein, welche Maßnahmen können Betroffene auf ihren Grundstücken ergreifen. Danach kommen dann Punkte wie Kanalisation, Gräben und weitere technische Lösungen der Allgemeinheit.

Es mag Anwohner*innen geben, die die eigenverantwortlichen Maßnahmen schon ergriffen haben. Ein Teil der Menschen, mit denen ich in den letzten Jahren im Gespräch war, haben aber auch kein Problem mit Wasser im Keller, weil sie z.B. eine weiße Wanne gebaut hatten. Andere haben sich diese technische Lösung gespart. Wo bliebe da die Gerechtigkeit, nun mit öffentlichen Geldern den Grundwasserspiegel abzusenken?

Es gibt Anwohner*innen, die haben sich eine weiße Wanne gebaut, diese ist aber aus irgendeinem Grund defekt. Selbstverständlich kann da unterstützt werden, denn gerade, wenn die Gewährleistung vom Bau oder einer Sanierung nicht mehr greifen, stehen die Betroffenen sonst hilflos vor einem großen Problem. Aber auch da wäre die Frage nach einer geeigneten Abdichtung des Hauses von innen zu klären. Das nimmt Raum im Keller, aber belastet nicht die Allgemeinheit mit „Ewigkeitskosten“.

Die Bezirksvertretung Nord steht in einem Dialog, der die Belange des ganzen Bezirks und der Stadt betrachtet. Dieser sollte nicht durch Boykottaufrufe einzelner entkräftet werden.


Link zum WZ+ Artikel:
Nasse Keller in Krefeld: Benjamin Zander ruft zum Dialog auf (wz.de)

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